Von 1922 bis 1940
Ein grosser Tag für das Rettungscorps Arbon ist der Ausflug am 17. September 1922 nach «Valutanien» ans Bodensee-Feuerwehrfest in Überlingen; dem ersten Fest des Bodenseeverbandes nach dem 1. Weltkrieg. «Valutanien» deshalb, weil man mit einigen Schweizer Franken mehrfacher Mark-Millionär ist und sich dementsprechend allerlei Extravaganzen leisten kann.
Ein weiterer internationaler Anlass ist der Besuch des Feuerwehrfestes am 27. Juli 1924 in Lindau. Mit 84 Mann fährt die Sektion Arbon in zwei Motorbooten über den See, um am 70. Geburtstag der Feuerwehr Lindau teilzunehmen.
Bitte recht freundlich! 1925 wird ein neues Vereinstableau mit Einzelfotos sämtlicher Mitglieder des Rettungscorps Arbon bei einer speziellen Feier «eingeweiht». Weil die katholische Kirchenvorsteherschaft Zweifel anmeldet, ob die Feuerwehr bei einem allfälligen Brandausbruch den Glockenstuhl des Kirchturms löschen könnte, drückt sich die Kirchgemeinde vor den Feuerwehrsteuern. Die Probe aufs Exempel ergibt, dass die zu einer Spezialübung aufgebotene Feuerwehr mit zwei Stahlrohren über den Glockenstuhl hinausspritzt. Nach diesem Beweis erklärt die Kirchenvorsteherschaft, dass damit die Feuerwehrsteuer reglementsgemäss erhoben werden dürfe.
Der zweite Teil der Hauptübung endet 1929 mit einem Misston. Ein neuer Polizeikorporal büsst 18 sich sicher fühlende «Überhöckler», was nicht nur bei den Spätgästen einen Sturm der Entrüstung auslöst. Gras wächst über diese «Tragödie», weil die Gendarmerie danach in der Hauptübungsnacht einen Bogen um die Wirtschaften macht.
Zwei neue Aufgaben werden der Feuerwehr ab 1930 überbunden: die Stellung von Saalwachen bei Veranstaltungen auf den Bühnen (einsatzbereite
Hydrantenleistung) und die Kinokontrolle bezüglich feuerpolizeilicher Vorschriften.
Da seit geraumer Zeit zwischen den beiden Kommandanten der Stadtfeuerwehr Arbon und der Werkfeuerwehr Saurer ernsthafte Differenzen
in Kompetenzfragen bei einem Brandfall bestehen, können diese 1931 durch Vereinbarungen zwischen der Ortsverwaltung und der Saurer-
Geschäftsleitung endgültig bereinigt werden.
Wegen der anhaltenden Wirtschaftskrise wird 1932 das Bodensee-Feuerwehrfest in Friedrichshafen mit der Begründung abgeblasen, dass man zuwarten wolle, bis bessere Zeiten kommen.
1933 übernimmt Adolf Hitler mit seinen Nazis die Macht in Deutschland. Damit bricht die Verbindung mit den deutschen Feuerwehren jäh
ab. Europaweit beginnt ein Wettrüsten gegen die deutsche Bedrohung. Der passive Luftschutz wird organisiert und den Feuerwehren die Ausbildung
der Kriegs-, Hilfs- und Hausfeuerwehren zugewiesen.
Im gleichen Zeitraum wird auch die Feuerwehr Arbon modernisiert. Als die Gemeinde Arbon 1936 für den Luftschutz moderne Kreislaufgeräte
anschaffen muss, werden dieselben auch der neu geschaffenen Gasschutzabteilung der Stadtfeuerwehr zur Verfügung gestellt.
1938 werden eine Zweirad-Motorspritze mit einer Leistung von 1000 l/min und der dafür notwendige Zugwagen – eine Mercedes «Super-Occasion» für 1200 Franken – angeschafft. Darin finden sechs Mann bequem Platz. Gleichzeitig wird eine Motorspritzenabteilung gegründet.
1939 werden das Rettungscorps und das Hydrantencorps zur Einheitsfeuerwehr zusammengefasst. Auf Ende Jahr erklärt Hptm Max Randegger seinen Rücktritt als Vizekommandant. Nachfolger wird Hptm Willy Stacher, Kommandant der 2. Kompanie.
Am 13. Januar 1940 taucht in den Statuten erstmals der Name «Feuerwehrverein Arbon» auf. Die HV benutzt Kommandant Otto Schweizer, nach 20-jähriger erfolgreicher Tätigkeit als Vereinspräsident zurückzutreten. Er übergibt den Verein an Oblt Fritz Blaser, Kommandant der 1. Kompanie.